Projective Cast
Museum of Contemporary Art Zagreb
2013
Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf das Buch von Robin Evans “The Projective Cast - Architecture and Its Three Geometries”, das die Geometrie als einen aktiven Teilnehmer zwischen dem Denken und der Imagination, der Imagination und der Grafik, bzw. der Imagination und des Objekts thematisiert. Für diese Installation wurden Arbeiten aus drei Gruppen zusammengefügt.
Die Arbeit “Eclipse” referiert sich auf den kroatischen Künstler Julije Knifer (1924-2004), der sich während seines fast gesamten künstlerischen Schaffens mit der grafischen Form des Mäanders beschäftigte. Das Museum, in dem diese Arbeit ausgestellt wurde, ist ebenfalls in Form eines Mäanders gebaut, woraus sich ein weiterer Beweggrund für diese Arbeit ergab. Mäander ist ein seit der Jungsteinzeit verwendetes orthogonales Ornament und steht in der griechischen Antike für die Erlangung der Ewigkeit als Dauer in der Zeit durch Reproduktion.
Die Arbeit ist durch das freie Gießen von PU-Schaum auf die Platten, die Träger für die graphische Geometrie des Mäanders waren, entstanden. Die “Kleckse” übernehmen im Prozess der Erhärtung die Graphiken und vereinen sie in ein neues Objekt. Das Ergebnis besteht aus überlebensgroßen schalenförmigen Verwindungen, die lose ineinander verschränkt sind. Dem Betrachter offenbart sich das von Luftblasen durchzogene, materialbestimmte Innere und das glatte, mit Bildmotiven versehene Äußere. Der durch die Physis des Materials angezogene Blick bleibt somit nicht auf dessen Eigenschaften und Formen haften, sondern nimmt eine neuartige plastische Wirklichkeit wahr, welche die Außenwelt simuliert und dabei eine stark auf die Sinnlichkeit des menschlichen Körpers bezogene Anmutung erhält. Die frei gegossenen Formen atmen den Raum, in dem sie ausgestellt sind, ein und aus. Aus den Formen heraus, öffnen sich Deutungsmöglichkeiten und drängen, in Abhängigkeit vom Blickwinkel, den Betrachter in ein Prozess der Psychodiagnostik, an die projektiven Rorschach Tests erinnernd.
Die Arbeit “NO Field” definiert die Idee der Assimilation des Ausstellungraumes mit der Produktion der Arbeit. Im Raum der No-Galerie des Museums für zeitgenössische Kunst in Zagreb wurde ein Abdruck des Bodens von 80 qm genommen. Die Oberfläche des abgedruckten Bodens ist in einer dünnen Schicht von elastischem PU Schaum, das sich auch nach dem Hartwerden weiter modellieren lässt, ausgeführt. In dem Abdruck des Bodens, in diesem tuchartigen Objekt werden die Spuren und die scharfen Kanten der Stufen dokumentiert und thematisieren die Linien als flache Reliefs. Dieser Abdruck bleibt eine dauerhafte Erinnerung an den Ort des Geschehens des dynamischen, performativen Gießprozesses, aber auch an die partizipativen Aktivitäten der unsichtbaren Spuren der menschlichen Anwesenheit im Raum. Vor der Entstehung der Arbeiten werden die Räumlichkeiten, bzw. der Geist des Raumes als ein spezifischer Erfahrungsort, vorsichtig erforscht und die Erkenntnisse in den Arbeiten und ihrer räumlichen Anordnung sublimiert. In dieser Installation wird die Trennungswand, die architektonisch betrachtet unvollständig ist, kommentiert. Ihre Höhe schließt den Ausstellungsraum nicht ab; die Konzentration des Erlebens der künstlerischen Arbeit innerhalb dieser Architektur wird gestört. Der Raum an sich wirkt wie ein Display, woraus die Motivation entstand, mit einem einfachen skulpturalen Eingriff – dem Überwerfen des gummiartigen Tuches – dieser Raum neu zu definieren. Gleichzeitig entstand eine Arbeit, die mit ihrem Volumen 2/3 des Ausstellungsraumes einnimmt.
In der Gruppe der Arbeiten “Untitled” liegt der Ansatz in der Zusammenführung von Skulptur, Photographie und Performanz. In diesen Bildwerken thematisiert sich die Dynamik von Veränderungsprozessen, die nie zum Stillstand zu kommen scheinen: Veränderungen der äußeren Form von Dingen genauso wie Veränderungen unserer eigenen organischen Befindlichkeit und unseres Zugriffs auf die Vergangenheit. Sie artikulieren auch als starre Formen die Suggestion der Verwandlung und ständigen neuen Formbarkeit des menschlichen Lebens.